“If you want to change the world, start off by making your bed.” – Jede große Veränderung beginnt mit einem kleinen Stein, der ins Rollen gebracht wird. Es ist nur der eine kleine Funke Inspiration, den es braucht, damit plötzlich langjährige Automatismen und Denkweisen wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Eine einzige kleine Veränderung, wie das gemachte Bett am Morgen, kann den kompletten Tagesablauf ändern.
In 2018 wollte ich es wissen. Ich habe alle Bereiche meines Lebens auf den Prüfstand gestellt. Quasi eine Inventur der Gewohnheiten, um am Ende entscheiden zu können, was aus den Regalen fliegt und was neu aufgenommen wird. Ein Jahr lang setzte ich mich 12 spannenden Selbstversuchen in Bereichen wie Ernährung, Selbstfindung und neuen Technologien aus. Es sind Themen, die uns alle etwas angehen, die wir aber viel zu selten hinterfragen.
Neben Gewohnheiten sind es Vorurteile, die ich hinterfragen möchte. Flüchtlinge, Veganer, Extremsportler, Selbstversorger, Einzelgänger … welche Bilder hast du im Kopf, wenn du diese Worte liest? Bewusst oder unbewusst assoziieren wir verschiedene Lebensweisen mit Vorurteilen. Mein eigenes Schubladendenken wollte ich abbauen und dabei gleichzeitig meine festgefahrenen Gewohnheiten hinterfragen und neu bewerten.
Mein Halbwissen dazu basierte auf Medien und Erzählungen von Freunden. In einer Online-Welt mit so viel Ablenkung und schlechten Nachrichten machen wir uns selten die Mühe, einen Sachverhalt in seiner Komplexität zu verstehen. Davon hatte ich genug. Ich wollte mir eine Meinung bilden können, die auf eigenen Erfahrungen basiert.
12 Lifestyle X Experimente aus 2018
Januar: Der Anonyme
Leben wie Jason Bourne ohne digitalen Fußabdruck
Geldabhebungen, Location Tracking, E-Mails, Bonuskarten … ist es überhaupt noch möglich zu existieren, ohne ständig Daten zu hinterlassen? Einen Monat lang möchte ich es probieren und begebe mich auf Undercover Mission in bester Jason Bourne Manier.
Februar: Der Frutarier
Ernähren mit Obst, Nüssen und Samen
Frutarier gehen einen Schritt weiter als Veganer, indem sie das Recht auf artgerechtes Leben nicht nur Tieren, sondern auch Pflanzen zusprechen. Eine noble Ideologie, aber wie gesund ist es, sich nur von Obst, Nüssen und Samen ernähren? Ich möchte es herausfinden.
März: Der Philanthrop
Jeden Tag eine gute Tat
Menschen, die auf der Flucht, von Altersarmut bedroht oder durch Krankheiten schwer getroffen sind, gibt es mehr als genug. Ich möchte in diesem Monat herausfinden, wie einfach es tatsächlich ist, hilfsbedürftige Menschen mit Zeit, Geld und Zuneigung zu unterstützen.
April: Der Muskelmann
Körperfettanteil halbieren und Muskelmasse aufbauen
Noch nie in meinem Leben hatte ich einen echten Sixpack. Jetzt will ich es wissen. Ist es möglich, in nur einem Monat meinen Körperfettanteil durch Training und Ernährung zu halbieren? Und was hat diese extreme Belastung für Auswirkungen auf die Gesundheit?
Mai: Der Selbstversorger
Leben in einer autarken Gemeinschaft
So unterschiedlich die Modelle von Ökodörfern und autarken Kommunen auch sind, sie setzen sich alle für ein bewussteres Zusammenleben und Nachhaltigkeit ein. Wie mag so ein Leben als Aussteiger aussehen? Wie sehr wird ein Verzicht wahrgenommen?
Juni: Der Naturist
Unbekleidet leben in einem Naturcamp
Nudisten oder Naturisten erleben in der Freikörperkultur gemeinschaftlich ihren eigenen Körper und die Natur. Dabei steht die gegenseitige Toleranz und Akzeptanz im Mittelpunkt der Bewegung. Wie gehen Menschen wohl miteinander um, wenn die “äußere Hülle” gefallen ist?
Juli: Der Müllsammler
Eigene Abfälle bis zum Monatsende herumtragen
Was wäre, wenn wir jeglichen selbst verursachten Müll mit uns herumtragen müssen? Wir würden wahrscheinlich deutlich bewusster konsumieren. Ich werde es testen und herausfinden, wie viel oder wenig Abfall ich bis zum Monatsende auf meinem Rücken tragen muss.
August: Der Einsiedler
Abgeschieden leben im Wald
Meine Alleinzeiten weiß ich sehr zu schätzen, aber wie ist es, einen Monat lang gar keinen Kontakt zu anderen Menschen zu haben? Ich werde mir Vorräte kaufen, in eine skandinavische Blockhütte ziehen und herausfinden, ob mich diese Isolation in den Wahnsinn treibt.
September: Der Schlaflose
22 Stunden Wachzeit dank polyphasischem Schlaf
Alle 4 Stunden ein 20-minütiges Nickerchen – das ist mehrphasiger Schlaf. Nur 2 Stunden Schlaf pro Tag? Da bleibt eine Menge freie Zeit für Hobbies und Arbeit. Doch wie sehr kann man sich bei einem so strikten Schlafrhythmus und dem Mangel an Schlaf daran erfreuen?
Oktober: Der Pilgerer
Laufend auf der Suche nach mir selbst
Das Pilgern im ursprünglichen Sinne geschah, um Apostel oder Heiligtümer zu ehren und den Bund zu Gott zu stärken. Heute suchen auch Atheisten “auf dem Weg” Antworten auf Lebenskrisen und andere Erkenntnisse. Was passiert mit mir nach 30 Tagen meditativem Wandern?
November: Der Sinnsucher
Antworten auf die großen Lebensfragen finden
Woher komme ich, wo gehe ich hin, und warum bin ich hier? Von der antiken Philosophie über die großen Weltreligionen bis hin zur Naturwissenschaft gibt es unterschiedliche Ansätze zur Klärung dieser Fragen. Wie unterschiedlich sind diese Antworten wirklich?
Dezember: Der Selbstoptimierer
Tracking des kompletten Lebens
Wie wirkt sich Schlaf auf meine Produktivität aus? Welche Ernährung macht mich leistungsfähiger? Hat das Wetter einen Einfluss auf meinen Blutzucker? Einen Monat lang werde ich von Schlaf über Arbeit bis hin zur Ernährung alles messen und Korrelationen herstellen.