Der Müllsammler: Die eigenen Abfälle auf dem Rücken tragen

Was wäre, wenn wir jeglichen selbst verursachten Müll mit uns herumtragen müssten? Der Durchschnittsbürger hätte dann in einem Monat 50 kg zu schleppen. Ich habe meine Abfälle bis zum Monatsende auf dem Rücken getragen und war überrascht, mit wie wenig Aufwand ich 80% meines Mülls vermeiden konnte.

Hintergrund zum Selbstversuch: Der Müllsammler

Meine Leser hatten abgestimmt. Im Juni 2018 sollte ich als Müllsammler sämtliche Abfälle mit mir herumtragen, die ich selbst verursache. Über 600 kg produziert der Deutsche im Durchschnitt jedes Jahr. Wenn ich meinen Müll einen Monat lang sammeln und immer mit mir herumtragen müsste, dann hätte ich am Monatsende mindestens 50 kg zu schleppen.

Auch wenn ich bereits minimalistisch lebe, trage ich meinen Teil zur Wegwerfgesellschaft genauso bei, wie die meisten Menschen. Dieses radikale Experiment sollte mir dabei helfen, meinen Konsum noch stärker zu hinterfragen. Das bedeutet, Mehrweg statt Einweg, unverpackt statt verpackt, Thermotasse statt To-Go-Becher und echtes Besteck statt Plastikgabeln. Jeglichen Abfall, den ich produziere (ausgeschlossenen sind organische Abfälle), werde ich aufheben und einen Monat lang auf dem Rücken tragen.

Ziele und Regeln für den Selbstversuch:

  • alle verursachten Abfälle sammeln und bis zum Monatsende mit mir in einem Beutel oder Rucksack herumtragen
  • organische Abfälle zuhause selbst kompostieren
  • möglichst auf Einwegverpackungen verzichten und unverpackt einkaufen
  • keinen Mehrweg-Plastikmüll (inkl. Tupperware) oder Papierverpackungen verwenden
  • Buch darüber führen, wie viel mehr Aufwand an Zeit und Geld der Zero-Waste-Lifestyle benötigt
  • lernen, wie Abfälle vermieden, reduziert und wiederverwertet werden können

 

„No bag, please” sagte ich der Damen hinter dem Tresen, die gerade meine Pastéis de Nata einpackt. Sie legte die Tüte beiseite und holt eine Serviette vor. Als ich sie um „No napkin, please” bat, war sie sichtlich genervt und reichte mir das Gebäck auf einer Pappschale. Solche Gespräche nervten im Juli nicht nur die Verkäufer, sondern waren auch anstrengend für mich.

Auch wenn in Deutschland das Bewusstsein für die Abfallvermeidung schon deutlich höher ist als beispielsweise in Portugal, wo ich den Juli verbrachte, sorgten auch dort Hygienevorschriften und Unverständnis dafür, dass ich immer wieder komisch angeschaut wurde, wenn ich Servietten abbestellte oder meinen Kaffee an der Tankstelle im Thermobecher haben wollte.

Dabei sollten wir es doch besser wissen. Mikroplastik in Kosmetika, Einkaufstüten im Meer, an denen Fische und Vögel elendig verenden, und immer mehr Mülldeponien unter dem Boden – ich denke, die Ausmaße des globalen Müllproblems sind uns allen bekannt. Trotzdem unternehmen wir im Alltag viel zu wenig, um diesem Problem entgegenzuwirken. Und da schließe ich mich vollkommen ein.

Ein Mix aus Unwissenheit und Bequemlichkeit sorgt bei mir dafür, dass sich vor allem auf Reisen alle 2 Tage ein Müllsack füllt, der hauptsächlich aus Plastikflaschen, Dosen und Verpackungen für Kosmetika, Lebensmittel und To-Go-Essen besteht.

Im Juli sollte alles anders werden. In diesem Selbstversuch hatte ich mir selbst auferlegt, sämtliche von mir verursachten Abfälle bis zum Monatsende zu sammeln und ständig in einem Müllbeutel auf dem Rücken dabei zu haben. Vorwegnehmen kann ich, dass ein Beutel für den gesamten Monat ausgereicht hat und es leichter war als angenommen, einen Großteil meiner gewöhnlichen Abfälle zu vermeiden.

 

Das Müllproblem

Bei der Müllproduktion nehmen wir Deutschen einen Platz am oberen Ende der Liste ein: 626 Kilogramm Müll pro Kopf und Jahr produziert der Durchschnittsdeutsche. Die Dänen, Norweger, Schweizer und Isländer überbieten uns zwar noch, dennoch liegt Deutschland über dem europäischen Durchschnitt.

Gesamtdeutschland produziert 45.553.000 Tonnen privaten Haushaltsmüll pro Jahr. Stelle dir das Kreuzfahrtschiff „Harmony of the Seas” vor, das Platz für fast 5.500 Passagiere hat. Dann stelle diesen Ozeanriesen in Gedanken 200 Mal nebeneinander und du hast eine Vorstellung davon, wie viel 45.553.000 Tonnen sind.

Heruntergebrochen sind das fast 2 Kilogramm Müll pro Tag, die jeder Einzelne produziert. Davon sind jährlich 218 Kilogramm pro Kopf Verpackungen, von denen viele überflüssig sind. Pro Stunde landen nach Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) 320.000 Wegwerf-Kaffeebecher im Müll. Im gesamten Jahr sind das fast 3 Milliarden Einwegbecher.

Eines der größten Probleme beim Müll: Plastik. Laut einer Hochrechnung hat die Menschheit seit der Entwicklung des Kunststoffes in den fünfziger Jahren weltweit mehr als 8 Milliarden Tonnen produziert. Also ziemlich genau eine Tonne für jeden von uns, der derzeit auf dem Planeten lebt. Der größte Teil des Kunststoffs befindet sich heute in unterirdischen Mülldeponien oder im Wasser. Seit 2010 landen pro Jahr zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen im Meer. Zum Vergleich: Der Eiffelturm wiegt rund 10.000 Tonnen.

Aber was ist mit dem Recycling? Im Falle des Plastiks verzögert es nur den Zeitpunkt, zu dem das Material zu Müll wird. Bei der Wiederverwendung werden neue Ressourcen verbraucht und die Produkte wandern später dann doch in die Tonne. Die meisten Verpackungen landen bereits im Jahr ihrer Herstellung auf Mülldeponien oder werden (wenn möglich) verbrannt.

Die Deutschen sind zwar Rekordhalter im Recycling, doch müssen diese Zahlen kritisch gesehen werden. Laut der Europäischen Umweltagentur EEA werden in Deutschland zwei Drittel des Haushaltsmülls recycelt. Das Bundesumweltministerium spricht sogar von 80 Prozent.

Das Problem: Als recycelt zählt für die Statistik alles, was eine Recyclinganlage durchläuft. Also auch die 50 Prozent „Fehlwürfe”, die in den gelben Tonnen landen und nicht wiederverwendet werden können. Oder nicht verwertbare Kunststoffgemische, die verbrannt oder nach China exportiert werden.

In anderen Ländern spielt Recycling weiterhin keine Rolle. In der Türkei und Chile werden lediglich 1 Prozent vom anfallenden Müll recycelt. Der Rest landet auf Deponien. In Deutschland wird zwar mehr recycelt, gleichzeitig steigt die Müllmenge aber weiter an, während unsere Nachbarn in den Niederlanden und in Großbritannien die Müllmenge pro Kopf seit 2004 deutlich gesenkt haben.

Wichtiger als die Recyclingquote sind Maßnahmen zur Müllvermeidung, um so die Produktion neuer Verpackungen und Plastikprodukte zu begrenzen. Wie immer muss das Problem an der Wurzel bekämpft werden, anstatt die Krankheit später zu lindern.
 

 

Was wir gegen das Müllproblem tun können

Zur Recherche habe ich viele Blogs und Studien gelesen, mir Initiativen zur Müllvermeidung angeschaut und mit Menschen aus der Zero-Waste-Bewegung gesprochen. Einige Tipps, die gegeben wurden, waren für mich unverhältnismäßig, andere Empfehlungen probierte ich in meinem Müllsammler-Monat aus. Dazu gehörten:

  • Jute statt Plastik: Würde niemand in Deutschland mehr Plastiktüten nutzen, würde dies in etwas 68.000 Tonnen Müll einsparen.
  • Großpackungen statt hotelüblicher Mini-Einheiten: 2014 wurden fast 3 Milliarden Kaffee-Kapseln verbraucht, was 5.000 Tonnen Müll entspricht.
  • Wasserflaschen und Thermobecher verwenden, anstatt PET-Flaschen und To Go-Becher.
  • Obst und Gemüse unverpackt kaufen: Das geht im Bioladen oder auf dem Markt.
  • Seife statt Duschgel und Shampoo: Jeder Deutsche verbraucht im Leben rund 787 Flaschen Shampoo also etwa 20 Kilogramm Plastikmüll.
  • Milch und Joghurt im Glas kaufen statt in der Plastikverpackung.
  • Auf Strohhalme und Servietten verzichten, dafür Mehrweg-Strohhalme und Stofftaschentücher benutzen.

 

Viele meiner Kosmetika tauschte ich gegen plastikfreie Alternativen aus. Den Stoffbeutel sowie Obst- und Gemüsenetze hatte ich beim Einkaufen immer dabei. Zur Aufbewahrung von losen Lebensmitteln verwendete ich Dosen und Gläser. Für Heißgetränke benutzte ich einen Thermobecher, für Wasser eine Mehrwegflasche mit integriertem Filter. Mit diesen recht einfachen Maßnahmen konnte ich geschätzt 80% meiner Abfälle vermeiden.

Großeinkauf vor dem Müllsammler-Monat
Großeinkauf vor dem Müllsammler-Monat

 

Meine Abfälle nach einem Monat

Den Juli verbrachte ich größtenteils in Portugal, wo ich ungefähr die Hälfte der Mahlzeiten auswärts zu mir genommen habe. Im Restaurant auf Müll zu verzichten, war nicht schwer (keine Getränkedosen bestellen, Servietten und Strohhalme ablehnen, eigene Behälter für Reste mitnehmen, Spork dabei haben), wobei der Abfall natürlich fernab von meinem Blickfeld trotzdem entstand.

Neben dem Haushaltsmüll entsteht bei jedem Einkauf, Restaurantbesuch und vor allem in der Produktion wahnsinnig viel Industriemüll. Den bekomme ich nicht zu Gesicht, bin durch meinen Konsum aber trotzdem dafür mitverantwortlich. Die Wurzel des Problems ist unser unbewusstes und völlig aus den Bahnen gelaufenes Konsumverhalten, weshalb ich mich selbst in Zukunft zu noch mehr Achtsamkeit aufrufen möchte.

Beim Kochen zuhause verwendete ich loses Gemüse, Nudeln und Reis. Getrunken habe ich fast ausschließlich Wasser aus meiner Trinkflasche und Tee, abgesehen von der 4-Liter-Packung Wein und dem gelegentlichen Bier am Abend.

Fast all mein verursachter Müll in diesem Monat lässt sich auf Momente der Unaufmerksamkeit, Schwäche oder Bequemlichkeit zurückführen. Das galt für Plastikbecher, einige Getränkedosen, eine Packung Haribo, Milch, Eierpackungen oder Servietten, die ich im Restaurant nicht abbestellte.

Es war mühsam, den Verkäufern beim Bäcker oder im Restaurant begreiflich zu machen, dass ich keinerlei Verpackungen haben wollte. Aber auch daran konnte ich mich gewöhnen und hoffentlich einige Menschen hinter der Kasse zum Nachdenken anregen.

Tag 31
Tag 31

 

Am Ende des Monats trug ich mit ca. 2 kg so viel Müll auf meinem Rücken wie der Durchschnittsdeutsche am Tag produziert. Einen Großteil der Abfälle konnte ich sogar problemlos recyceln. Kunststoff und Verpackungen mit gemischten Stoffen beschränkten sich auf ein Minimum. In meinem Beutelchen fanden sich vor allem die folgenden Dinge:

  • Kassenbons, Parkscheine und Flyer, die mir ans Auto geklemmt wurden
  • Getränkedosen (die ich in Erwartung eines Glases im Restaurant bestellte), eine Bierflasche und Plastikbecher
  • Servietten, die mir trotz Abbestellung im Restaurant oder beim Bäcker aufgedrängt wurden
  • Eierpappen, Klopapierrollen und ein paar Papiertüten vom Bäcker
  • Papierverpackungen von Zahnpaste, Deostein, Milch, Mehl und anderen kleinen Dingen, die ich nicht lose kaufen konnte
  • Kunststoffverpackungen für Hackfleisch, einen Ersatzfilter für meine Trinkflasche und kleine Fetzen Frischhaltefolie

 

Das Gewicht des Müllbeutels nahm von Tag zu Tag merkbar zu, was vor allem dann nervte, wenn ich so wie beim WM-Finale über 2 Stunden lang stand. Der Beutel auf meinem Rücken war eine ständige Erinnerung daran, beim Einkaufen und bei Restaurantbesuchen achtsam zu sein.

So habe ich beispielsweise in einem Moment der Schwäche und Unaufmerksamkeit zu einem mir angebotenen Flaschenbier gegriffen und mich bis zum Monatsende darüber geärgert. Aber ich habe auch gemerkt, dass die Ablehnung von Verpackungen immer mehr zur Gewohnheit wurde und weniger Aufmerksamkeit erforderte.

Der Müllbeutel war immer dabei
Der Müllbeutel war immer dabei

 

Recycling

Zum Monatsende habe ich geschaut, welche gesammelten Abfälle recycelt werden können. Wenn ich Glas, Papier und Bioabfälle abziehe, ist der Plastikanteil meines Mülls verschwindend gering.

Problematisch waren einzig die Verpackungen, die aus mehreren Werkstoffen bestehen, was leider für den Großteil des normalen Haushaltsmülls gilt. Diese beschichteten und gemixten Materialien können entweder in den Restmüll oder den gelben Sack gegeben werden, landen am Ende aber zu großen Teilen in der gleichen Verbrennungsanlage oder werden exportiert (die Weltmüllkippe China ist zum Glück teilweise geschlossen).

Um meine Bioabfälle selbst recyceln zu können, hatte ich in der zweiten Monatshälfte einen sogenannten Bokashi-Eimer im Einsatz. Dort kamen organische Abfälle rein, deren Kompostierung mit Hilfe von Mikroorganismen beschleunigt wird.

Einmal am Tag gab ich eine Schippe Ferment auf die Bioabfälle und alle paar Tage ließ ich etwas Flüssigkeit ab. Es gab keine üblen Gerüche und die Zersetzung begann bereits nach wenigen Tagen. Eine tolle Sache für alle, die keinen Kompost im Garten haben und sich über Dünger für die Hauspflanzen und Balkonkräuter freuen.

Eine Alternative dazu sind sogenannte Wurmkisten, die ihren Namen nicht umsonst haben. Das war mir dann doch etwas zu wild, ist aber sicher für Wohnungen mit viel Platz eine Option.

Bokashi-Eimer als Hauskompost
Bokashi-Eimer als Hauskompost

 

 

Müllvermeidung beim Einkaufen

In Lissabon befindet sich mit “Maria Granel” der einzige Unverpackt-Laden in Portugal, in dem ich Anfang Juli meinen Monatseinkauf machen wollte. Naiv ging ich mit meinen Beutelchen und Schächtelchen in den Laden, was zu einem spannenden Erlebnis wurde.

Allerdings waren die Fahrt dorthin lang und die Preise unverhältnismäßig hoch (15 Euro für ein paar Nudeln, Salz, Tee und Cashews). Für mich also nett, um mal Kleinigkeiten zu besorgen, aber keine verhältnismäßige Option für den Wocheneinkauf.

Unverpackt-Laden in Lissabon
Unverpackt-Laden in Lissabon

 

Viele Produkte für den täglichen Bedarf musste ich mir woanders besorgen. Eier, Milch, Öl, Gewürze, Joghurt … gar nicht so leicht, dabei auf Verpackungen zu verzichten. Den Großteil der Lebensmittel kaufte ich lose im Supermarkt, Obst- und Gemüsemärkten und beim Bäcker.

Für den Einkauf von losen Lebensmitteln hatte ich neben meinem Stoffbeutel auch immer Obst- und Gemüsenetze dabei, die zwar an der Kasse komisch beäugt, aber letztendlich akzeptiert wurden. Für losen Reis und Nudeln nutzte ich Container aus Aluminium und Glas.

Eine super Sache zur Aufbewahrung von frischem Obst, angeschnittenem Brot und Essensresten sind übrigens abwaschbare Bienenwachstücher (Frischhaltetücher aus natürlichem Bienenwachs und Öko-Tex Baumwolle).

Einkaufen ohne Plastik
Einkaufen ohne Plastik

 

 

Müllvermeidung im Badezimmer

In Duschbad, Zahnpasta und Creme befindet sich Mikroplastik, das zunächst im Abfluss und später im Meer landet. Momentan kann noch niemand mit Sicherheit sagen, welche Langzeitwirkungen diese mikroskopisch kleinen Plastikkügelchen auf unsere Gesundheit haben.

Ich habe also versucht, im Badezimmer auf sämtliche Plastik- und Wegwerfverpackungen zu verzichten, was gar nicht so schwer war. Einige Alternativen werde ich definitiv weiter nutzen, an andere konnte ich mich nach einem Monat nicht gewöhnen.

  • Meine Dr. Best-Bürste habe ich gegen eine Bambus-Zahnbürste ausgetauscht, die sich deutlich besser im Mund anfühlt und langsamer verschleißt.
  • Zahnpasta habe ich anfangs durch Zahnkreide mit Xylit ersetzt, an die ich mich nicht gewöhnen konnte, und später durch das Ajona-Zahncreme-Konzentrat, das ich absolut empfehlen kann.
  • Meinen Rasierer mit Wegwerfklingen und Rasierschaum tauschte ich gegen Rasierhobel und Rasierseife aus, wobei die Umgewöhnung Übung erforderte.
  • Anstelle von Duschbad und Shampoo nutzte ich Seife, die länger hält und sich im Seifenbeutel viel besser anfühlt als jedes Duschbad.
  • Als Alternative zum Deoroller probierte ich ein festes Deodorant mit Palmarosa-Öl, was mich allerdings nicht überzeugen konnte.
  • Anstelle von Tempo-Taschentüchern habe ich Stofftaschentücher genutzt, die zum Naseschnauben und als Serviette immer dabei waren.
Ökologische Alternativen für das Badezimmer
Ökologische Alternativen für das Badezimmer

 

 

Alltagstaugliche Tipps zur Müllvermeidung

Müllvermeidung muss für mich verhältnismäßig sein, sonst verliere ich schnell die Motivation. Es sollte sowohl gesamtökologisch sinnvoll als auch praktisch sein. Wenn ich beispielsweise 10 km zu einem Unverpackt-Laden fahre, um dort Kleinigkeiten einzukaufen, dann passt das Verhältnis einfach nicht.

Genauso fraglich ist die Verhältnismäßigkeit, wenn ich mir Alternativen zu Einwegprodukten bestelle, die als nachhaltig beworben werden, und diese beim Versand einen Haufen Abfall verursachen. So bei mir geschehen, da ich im Vorfeld meines Experimentes nicht die Zeit hatte, mir die Produkte einzeln vor Ort zu besorgen.

Verpackte Alternativen zur Vermeidung von Verpackungen
Verpackte Alternativen zur Vermeidung von Verpackungen

 

Ich bin ein großer Fan der 80/20-Regel. Mit wenig Aufwand möchte ich möglichst viel Müll vermeiden. Die letzten 20% erfordern unverhältnismäßig viel Disziplin und Entbehrungen, weshalb sie für mich nicht alltagstauglich sind.

80% weniger Abfälle zu erreichen ist deutlich einfacher, als ich mir das vor diesem Monat vorgestellt habe. Die folgenden Produkte helfen dabei, dass wir das alle schaffen können (geordnet nach dem Müllvermeidungspotenzial):

  1. Wasserflasche mit eingebautem Wasserfilter (ich habe eine LifeStraw Go, die super ist, nur leider etwas tropft)
  2. Einkaufsbeutel aus Baumwolle sowie Obst- und Gemüsenetze (empfehlen kann ich den 3er Pack von Treebox)
  3. Thermobecher für Kaffee oder Tee (empfehlen kann ich den Becher von Contigo, der mehrere Stunden warm hält)
  4. Stofftaschentücher, die Tempos und Servietten ersetzen
  5. Frischhaltetücher aus Bienenwachs zum Konservieren von Brot, Fleisch und Gemüse (empfehlen kann ich Bee In Frischhaltetücher aus natürlichem Bienenwachs und Öko-Tex Baumwolle)
  6. Natron als Wunderwaffe zum Geschirrspülen, Kleidung waschen und für den Hausputz
  7. Seife, sowohl für Körper als auch Haare, in Verbindung mit einem Seifenbeutel und einer Seifenschachtel zur Aufbewahrung
  8. Bambus-Zahnbürsten, die nicht nur besser aussehen und länger halten, sondern auch angenehmer im Mund sind (empfehlen kann ich den 4er-Pack der Nature Nerds)
  9. Spork, der Mix aus Spoon und Fork, als Begleiter im Imbiss und beim Camping

 

Ich bin mir sicher, dass die meisten von uns allein mit den ersten 3 Alternativen die Hälfte ihrer Abfälle vermeiden können.

Müllbeutel beim Sonneuntergang am Monatsende
Müllbeutel am Monatsende

 

Der erfreuliche Nebeneffekt in diesem Monat war die natürliche Ernährung. Fast Food, Softdrinks und Fertigessen fielen weg, da diese den meisten Müll produzieren. Das Essen mit den wenigsten Verpackungen war in der Regel auch die gesündeste Alternative. So gab es viel Obst und Gemüse sowie Wasser, anstatt Zuckerdrinks.

Gesunde Gewohnheiten bedingen sich untereinander. Das habe ich auch schon bei meinen Selbstversuchen als Frutarier, Muskelmann oder Selbstversorger gespürt. Je ungesünder ich mich ernähre, desto mehr Abfall produziere ich, desto schlechter für meine Fitness und damit auch mein Wohlbefinden. Diese Spirale dreht sich in beide Richtungen.

Wie auch schon bei anderen Experimenten hat sich die Müllvermeidung nicht nach Zwang oder Entbehrung angefühlt, sondern durch den spielerischen Charakter eher wie eine angenehme Herausforderung, die ich bestehen wollte.

Mein Tipp an dieser Stelle: versuche, neue Gewohnheiten als Spiel zu betrachten, das du meistern möchtest. Konzentriere dich auf den Gewinn, anstatt den Verzicht zu sehen. Nach einem Monat verinnerlichst du einige Gewohnheiten und deinem Kopf ist es egal, ob du dich dabei gequält oder sie dir mit spielerischer Leichtigkeit angeeignet hast.

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